Wie wird man deutscher Meister im Debattieren? Interview mit Peter-Lasse Giertzuch

Dresden, Juni 2017: Auf der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft (DDM) holte unser Debattiertrainer Peter-Lasse Giertzuch mit seinem Team aus Heidelberg, Sabrina Effenberger und Julius Steen, den Meistertitel. Im Interview verrät er, wie er aus früheren Fehlern gelernt hat, wie es sich anfühlt, in der Finaldebatte zu reden und welche Fähigkeiten er jetzt in seinen Beruf einbringen kann.

Peter-Lasse Giertzuch im Finale der DDM 2017 (ab Minute 14:10)

Lieber Peter, die DDM ist das wichtigste Event der deutschsprachigen Debattierszene. Wie hast du dich auf die Meisterschaft in Dresden vorbereitet?

Erschreckend wenig! Sabrina, Julius und ich hatten seit Ewigkeiten kein Turnier mehr als Team bestritten. Zwei Dinge haben wir aber gemacht: Wir haben ein Vorbereitungsturnier besucht (in Marburg) und dort aus unseren Fehlern gelernt. Die ersten paar Vorrunden waren gefühlt eine ziemliche Katastrophe… Wir haben festgestellt, dass unsere bisherige Team-Aufstellung – Julius als Eröffnungsredner, Sabrina als Ergänzungsrednerin und ich als Schlussredner – nicht mehr gut funktioniert hat. In dem vergangen Jahr, in dem wir nicht als Team angetreten waren hatten wir uns unterschiedlich entwickelt und waren nicht mehr optimal aufeinander eingestellt. Auf der DDM haben wir dann unsere Reihenfolge der Rednerpositionen getauscht: Sabrina als Schlussrednerin und ich als Ergänzer, dabei war die Schlussrede bis dahin fest meine Aufgabe. Ihr Ansatz für eine Schlussrede ist ein ganz anderer als meiner, das war für mich zunächst extrem ungewohnt, stellte sich aber als sehr wirkungsvoll heraus. Die Juroren haben uns dazu überwiegend positives Feedback gegeben. Durch die Position als Ergänzer musste ich mich wieder stärker auf Inhaltliches fokussieren. Ich wurde dadurch konzentrierter und habe weniger Polemik und mehr Sachverstand in die Debatte eingebracht.

Peter-Lasse Giertzuch gewinnt mit seinem Team aus Heidelberg die Meisterschaft

 

Was glaubst du, hat dir und deinem Team den Sieg gebracht?

Wir waren ein starkes Team und haben uns gegenseitig sehr gut ergänzt. Zum einen sind wir sehr unterschiedliche Rednertypen: Julius ist eher der analytische Typ, Sabrinas Redestil ist einnehmend und wird als kooperativ wahrgenommen und ich arbeite eher konfrontativ. Zum anderen haben wir sehr unterschiedliche Interessen; dadurch hatten wir immer jemanden, der sich zum jeweiligen Thema auskannte. Am wichtigsten war aber, dass wir uns im Team extrem gut verstanden haben. Nach der Vorbereitung in Marburg waren wir wieder gut aufeinander eingestellt; so konnten wir in der Vorbereitungszeit sehr effizient arbeiten und unsere verschiedenen Stärken gut kombinieren.

Thema des Finales: “Jeder ist seines Glückes Schmied”: Sollten wir aufhören zu glauben, dass Menschen für ihren Erfolg und Misserfolg größtenteils selbst verantwortlich sind?

Wie hast du das Finale erlebt?

Es war großartig! Die gesamte Debatte hat mir extrem viel Spaß gemacht. Es war als Team unser Abschiedsturnier und wir haben uns im Vorfeld darüber unterhalten, welche Ambitionen wir in dieses Turnier einbringen. Wir haben als Team den Druck rausgenommen, der Spaß stand für uns im Vordergrund. Unser Gegner, das Team aus Münster, hat eine sehr konstruktive Debatte ermöglicht, einen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Sie haben mit jedem Satz den Anspruch geweckt, ein gutes Gegenargument finden zu müssen. Ich schätze das Team aus Münster sehr und habe ich mich gefreut, im Finale gegen sie antreten zu dürfen.

 

Wie hast du dich bei deiner Rede gefühlt?

Als ich vorne stand, war ich völlig entspannt! Das Publikum ist durch alle Reden hinweg sehr gut mitgegangen. Ich habe ausgeblendet, aus welchem Grund ich hier bin, und nur noch für das Publikum geredet.

Peter-Lasse Giertzuch vor Rednern und Juroren des Finales

 

Du schreibst gerade an deiner Doktorarbeit. Welche Erfahrungen aus dem Debattieren kannst du in dein Berufsleben übertragen?

Man kommt am weitesten, wenn man das liebt, was man tut! Meine Algorithmen lassen sich von meinen Debattierkünsten leider nur wenig beeindrucken… Am meisten setze ich meine Fähigkeiten abseits des Computers ein: In Meetings achte ich – wie in der Vorbereitungszeit der Debatte – darauf, meinen Kollegen gut zuzuhören, gezielt nachzufragen und verständlich zu erklären. Wenn ich durch den Sieg bei der DDM eines gelernt habe, dann, dass in einem Team die Gesamtleistung wichtiger ist als der Erfolg des Einzelnen.

 

Lieber Peter, vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Interview führte Sarah T. P. Andiel am 05.10.2017.

 

Reden lernt man nur durch reden! Am besten von den Besten.

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